Maß zu halten, denn der „nächt- liche Ausflug“ beginnt ja gerade erst. Die Szenerie beruhigt sich in B ein wenig. Man richtet sich, wenn man es so sehen möchte, noch einmal das „Ausgeh-Ge- wand“, um dann, ab C über 16 Takte, nun endlich in Feierlaune in die Nacht zu entschweben. Ab D brilliert eine solistische Trompete mit einem neuen Ge- danken, quasi einem dritten The- ma, welches von einer „stolzie- renden“ Klarinette fortgesetzt wird. In E, einen Ton höher ge- rückt, übernimmt das Holz diesen Gedanken und entschleunigt ihn mit Hilfe eines prägnanten Schlussmotivs, in Tateinheit mit einem allargando und einem Takt- wechsel. Das Ganze hat etwas „flanierendes“ und etwas „dialo- gisierendes“. Man spaziert über die „Vergnügungsstraße“, grüßt hier, grüßt da, stoppt für ein Schwätzchen und zieht weiter. F setzt diese Ideen, eher kam- mermusikalisch, weiter fort und ab G scheinen wir das Zentrum der „bright lights“ erreicht zu ha- ben, denn nun tobt das Leben im gesamten Orchester. Vor I sorgen solistische Mittelstimmen mit dem zweiten Thema noch einmal für eine Standortbestimmung, be- vor in der Folge das Wogen in I und J so interpretiert werden könnte, dass man wohl nun so langsam einmal Ausschau hält, wo man denn nun einkehren könnte. Kammermusikalische Passa- gen und Tuttipassagen wechseln ab, die Themen blitzen immer wie- der auf und schlussendlich findet man bei N (Slow Blues) kurze Be- ruhigung. Ein „jazziges“ Solo-Sa- xofon, im Wesentlichen mild be- gleitet im „walking-stile“ von Po- saunen und Basstuba, verbreitet ein wenig „Bar-Atmosphäre“. Hier lohnt es sicher, sich ein wenig Zeit zu lassen und z. B. die Akkorde, besonders im gedämpften Blech, zu genießen. O durchbricht für acht Takte das „beschwingte“ und zeichnet, holzdominiert, eine eher dunkle, ruhige, gar etwas verruch- te Stimmung. In P, wieder langsam und ruhig, aber in Swing-Attitüde, zunächst ein Überraschungsgast: die solistische Bassklarinette. Sparsam begleitet von Stabspie- len und hohem Holz, bevor dann das Saxophon wieder übernimmt. Oboe und Fagott leiten ab Q keck und witzig über zum letzten Teil des Abends. Das Tempo zieht wieder an und die Partitur füllt sich wieder auf, diesmal von „oben“ nach „unten“. Es öffnet sich nach einem Zwischenspiel R, quasi in Opener-Manier, ein gro- ßes Tutti in S. Breit und kraftvoll leuchten noch einmal die „Lichter der Großstadt“, bevor, eingeleitet durch ein kleines Waldhornsolo (verbreiteter Themenkopf), sich dann doch eine schläfrige Stim- mung ausbreitet, die in den hohen Hölzern einen vergleichsweise strahlenden, wie aber beruhigen- den und offen abschließenden Ru- hepunkt findet. Die letzten 23 Tak- te gehören dann, im zügigen alle- gro, wieder dem Orchestertutti, welches mit großer Geste das Werk fulminant ausklingen lässt. Instrumentation und Partitur- bild „Bright lights... city nights“ ist mit groß gedruckter Partitur ver- legt. Die ermöglicht dem Dirigen- ten rein optisch eine angenehme Probenarbeit. Die Instrumentation ist „klassisch“ im Sinne des an- gestrebten Zeitgeistes der Kom- position und stellt grundsätzlich keine übertriebenen Anforderun- gen. Aber, wie so oft, steckt auch hier der Teufel im Detail. Die allgemeinen recht hoch ge- steckten Anforderungen an Arti- kulation sind schon wichtig zu be- achten um den „Charme“ dieser Musik abzubilden. Kleinere Soli oder kammermusikalische Passa- gen lockern das Klangbild immer wieder auf, dass im Gegenzug auch häufiger mal gerne sehr dicht und massiv daherkommt. Fachberichte Gerade bei den dichten und mit Verdopplungen arbeitenden Pas- sagen ist ein kluges Umgehen mit der Dynamik und den Intensitäten von Nöten, damit aus „Fülle“ be- wegende „Energie“ wird und man nicht „swagger and panache“ - „Schwung und Koketterie“ - ver- liert. Fazit Während dieser etwa neun Minu- ten fühlt man sich schon zurück versetzt in die „gute alte Zeit“ des aufbrechenden „Showbizz“ der zwanziger Jahre. Man schnuppert ein wenig „Broadway-Atmosphäre“ jener Tage und verspürt Lust, in die spezielle Romantik dieser Zeit, in die „Lichter der Groß- stadt“, einzutauchen. Stilistisch lebt hier die Harmo- nik und Melodik der Komponisten rund um George Gershwin defini- tiv wieder auf. Dies aber, ohne rein kopierend, die bereits von die- sen Kollegen betretenen Pfade schlicht nur zu reproduzieren. „Bright lights... city nights“ ist eine eigene Komposition, die ein- deutig für Blasorchester geschrie- ben und angelegt ist. Sie orien- tiert sich an dessen Klangmög- lichkeiten und Stärken. Somit läuft sie auch nie Gefahr, wie zwangsläufig bei Arrangements bekannter Titel, wie z. B. bei Schlagern jener Zeit gelegentlich notwendig, Kompromisse machen zu müssen. Sie transportiert den Zeitgeist jener Tage mit ureigenen Mitteln eines Blasorchesters und macht daher eben einem solchen sicher Freude beim Musizieren. y a b a x i ü , a a h c s a s s e e r d ; : o t o F 9