Fachberichte Solmisation im Blasorchester Dirigent und Autor Steffen Wardemann im Gespräch Mit der Veröffentli- chungsreihe „SINg! – Training für das In- strument im Kopf“ möchte Stef- fen Wardemann Musikerinnen und Musikern, Ensembles, Or- chestern, Blasorchestern, Ju- gendorchestern und Chören ei- nen klanglichen Entdeckungs- raum bieten, der es ermöglicht, die Tonhöhenvorstellung zu trai- nieren. Solmisation ist das Stich- wort. BRAWOO-Chefredakteur Klaus Härtel hat einmal nachge- fragt. um die Angst vor dem Fehler zu nehmen und die Freude am Sin- gen zu betonen. Auch sollte den Musikerinnen und Musiker das Ziel dieser Übungen bekannt sein. Allerdings kennt man als Di- rigent sein Orchester meist gut und kann einschätzen, wie viel Erklärung und Überzeugung nötig ist – meist reicht schon eine kleine Übung, um die Erfolge hör- bar zu machen. Interpretation des Repertoires auswirkt. Letztlich ist Singen auch eine hervorragende Me- thode, um das „Instrument im Kopf“ zu trainieren, was für das erfolgreiche Musizieren mit dem Instrument von großer Bedeutung ist. Dies habe ich im Modell der Tonhöhenproduktion versucht darzustellen. Was ist Solmisation und welchen Zweck erfüllt sie in der Musik- Warum sollte man im Blasorches- theorie? ter überhaupt singen? Herr Wardemann, oftmals ist Sin- gen damit verbunden, Hemmun- gen zu überwinden. Gerne ver- steckt man sich hinter seinem In- Das Singen im Blasorchester bie- tet zahlreiche Vorteile, die weit über das bloße Hören und Spie- len hinausgehen. Zum einen för- Solmisation ist ein System zur Benennung von musikalischen Tönen durch spezifische Silben wie do, re, mi, fa, so, la und ti. Dabei werden die Töne auch mit Handzeichen visualisiert. Der wertvoll in der Ausbildung von Musikern, da es ihnen hilft, eine klare innere Vorstellung der Töne zu entwickeln und ihre Fähigkeit zur Audiation zu verbessern – also dem Denken in Musik. Mit relativer Solmisation wird Gehör- bildung im wahrsten Sinne des Wortes „begreifbar“. Können Sie etwas zu den histori- schen Wurzeln sagen? Die historischen Wurzeln der Sol- misation reichen zurück ins 11. Jahrhundert und sind eng mit dem Namen Guido von Arezzo verbun- den. Er entwickelte ein System, das die Gesangsausbildung revo- lutionierte, indem es eine einfache Methode zur Benennung der Töne n n a m e d r a W n e f f e t S : n e k i f a r G strument … Haben Sie die Erfahrung auch gemacht – und wie geht man als Pä- dagoge/Dirigent da- mit um? Ja, ich habe festge- stellt, dass viele Mu- sikerinnen und Musi- ker beim Singen eine gewisse Unsicherheit empfinden, da sie sich oft hinter ihrem Instrument wohler fühlen. Singen ist eine sehr persönliche Ausdrucksform, die nicht nur technische Fertigkeiten erfordert, sondern auch emotio- nales Engagement. Um mit diesen Hem- mungen umzugehen, ist es als Pädagoge oder Dirigent wichtig, ein vertrauensvolles Umfeld zu schaffen, in dem Singen als etwas Positi- ves erlebt wird. Ich ermutige die Teilnehmenden dazu, die eigene Stimme als Instrument zu be- trachten, das genauso wichtig ist wie ihr Blasinstrument bzw. ihr Instrument im Kopf. Durch Grup- penaktivitäten, spielerische Ein- stiege und kleine Übungen, in de- nen die Teilnehmenden gemein- sam singen, kann man die Scham abbauen und eine posi- tive Atmosphäre fördern. Ich setze gezielte Übungen ein, die das Singen spielerisch gestalten, 8 dert es die Entwicklung des mu- sikalischen Gehörs und der Ton- vorstellung, was entscheidend für die Intonation und das Zusam- menspiel ist. Wenn Musiker sin- gen, erfahren sie die Melodien und Harmonien nicht nur auf ei- ner theoretischen Ebene, son- dern nehmen sie aktiv und emo- tional wahr. Durch das gemeinsame Singen wird das Verständnis für die mu- sikalischen Strukturen gefördert, was sich positiv auf das Zusam- menspiel und die musikalische Hauptzweck der Solmisation in der Musiktheorie ist die Förde- rung des Verständnisses von relativen Tonhöhen und deren Beziehungen zueinander. Durch die Verwendung dieser Silben können Musizierende nicht nur Noten lesen, sondern auch die Struktur von Melodien und Har- monien intuitiv erfassen. Solmi- sation erleichtert das Erlernen von Musik, da sie eine Verbin- dung zwischen dem Hören und dem Singen herstellt. Dies ist nicht nur besonders schuf. Die Solmisationssilben stammen ursprünglich von den ersten Silben der Texte des Hym- nus „Ut queant laxis“. Guido von Arezzo nutzte diese Silben, um Sängern zu helfen, die Melodien besser zu lernen und zu erinnern. Seine Methoden ermöglichten es, Musik nicht nur zu hören, sondern auch aktiv zu verinnerlichen. Die- ses Prinzip hat bis heute Bestand und wird weltweit in der Musikpä- dagogik angewandt, um das Erler- nen von Melodien und Harmonien zu erleichtern.